Page 61 - Ergonomische Arbeitsplatzsysteme
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müssen,  um  darin  ohne  Beeinträchtigung  von  Si-
               Beschaffenheit von Arbeitsräumen und          cherheit,  Gesundheit  oder  Wohlbefinden  der  Be-
                           Arbeitsplätzen                    schäftigten  arbeiten  zu  können,  ausreichend  groß
                 (§ 3 Abs. 1 Arbeitsstättenverordnung, in    sein. An jedem Arbeitsplatz sind unverstellte Bewe-
                                                             gungsfreiräume bzw. Bewegungsflächen erforder-
               Verbindung mit den Ziffern 1.2, 3.1 und 1.5   lich,  die  wechselnde  Arbeitshaltung  und  Aus-
                   des Anhangs; Technische Regeln für        gleichsbewegung ermöglichen .
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                 Arbeitsstätten ASR A1.5/1,2, Feb. 2013)
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                                                             Minimierung von Gefährdungen
            flüssigkeit in den Gefäßen und im Gewebe der unte-  ( §§ 3, 4 und 5 Arbeitsschutzgesetz)
            ren Extremitäten kommen kann . Die Regulations-
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            prozesse  laufen  im  Normalfall  unbemerkt  ab;  so   Andauernde Steharbeit kann die Gesundheit beein-
            kann es zu Beschwerden, wie starkem Herzklopfen   trächtigen. Der Arbeitgeber trägt eine umfassende
            kommen.  Dies  kann  zu  Blutdruckschwankungen   Verantwortung  für  die  Sicherheit  und  Gesundheit
            und Schwindelgefühl bis hin zur Ohnmacht führen.   seiner Beschäftigten. Er muss die Arbeitsbedingun-
            Bei längerem Stehen leidet in erster Linie die Blut-  gen hinsichtlich potentieller Gefährdungen beurtei-
            zirkulation  in  den  Beinen.  Der  Blutstrom  in  den   len und hat, soweit erforderlich, wirksame Maßnah-
            Beinvenen  wird  normalerweise  durch  wechselnde   men zu ergreifen, um Gefährdungen möglichst zu
            Betätigung  der  Beinmuskeln  beim  Gehen,  Laufen   vermeiden  oder  die  verbleibenden  Gefährdungen
            und Bewegen unterstützt, die sogenannte Muskel-  weitestgehend zu minimieren.
            pumpe .
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            Bei  längerem  Stehen  wird  diese  Muskelpump–
            funktion  erheblich  beeinträchtigt  und  der  venöse   Auswahl und Bereitstellung von
            Rückfluss aus den Beinen reduziert.               Arbeitsmitteln nach ergonomischen
            Die  Ansammlung  des  vermehrten  Blutvolumens
            führt  zur  Einlagerung  von  Gewebsflüssigkeit  und   Zusammenhängen
            Ödembildung . Dies führt zu den typischen Begleit-
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            erscheinungen,  wie  schweren  Beinen,  Kribbeln,   (§ 4 Abs. 4 Betriebssicherheitsverordnung)
            Unruhegefühl und nächtlichen Krämpfen.
            Die  Überdehnung  der  Venenwände  ist  Folge  der   Mit arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen in:
            Stehhaltung und des daraus resultierenden hydro-  DIN EN 614-1 Sicherheit von Menschen. – Ergono-
            statischen Druckes in den Beinvenen. Dies hat zur   mische Gestaltungsgrundsätze. – Begriffe und all-
            Folge,  dass  der  Venenquerschnitt  sich  vergrößert   gemeine Leitsätze; April 1995. – Punkt 4.1.2
            und  es  zu  einer  Insuffizienz  der  Venenklappen
            kommt. Die Gefäßwände werden in ihrer Funktion   DIN ISO 14738 Sicherheit von Maschinen – Anthro-
            beeinträchtigt und es können sich Krampfadern bil-  pometrische Anforderungen an die Gestaltung von
            den. Es kann zu Komplikationen, wie Thrombosen,   Maschinenarbeitsplätzen: März 2005
            Venenentzündungen und offenen Beinen führen 9,10 .

            Rechtliche Grundlagen                           Vom Arbeitgeber sind Arbeitsmittel bereitzustellen,
            Arbeitsstätten sind so zu dimensionieren, dass von   die  nach  ergonomischen  Gesichtspunkten  ausge-
            ihnen keine Gefährdung für die Sicherheit und Ge-  wählt sind und in geeigneter Arbeitshaltung benutzt
            sundheit der Beschäftigten ausgeht. Arbeitsräume   werden können .
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            (1)  Regel für Arbeitsstätten ASR A1.5/1,2 aus Feb. 2013, Fußböden (12)
            (2)  Bundesministerium für Arbeit (BMA): Bericht der Bundesregierung über den Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
               und über das Unfall- und Berufskrankheitengeschehen (SUGA) in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2006
            (3)  Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik: Bewegungsergonomische Gestaltung von andauernder Steharbeit,
               2009
            (4)  Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik: Bewegungsergonom. Gestaltung von andauernder Steharbeit, 2009
            (5)  von Rieck, A.: Tagesrhythmische Veränderungen des Beinvolumens bei orthostatischer Belastung unter Berücksichtigung von
               Blutdruck und Pulsfrequenzverhalten. Med. Diss., Univ. Marburg 1973
            (6)  Rieckert, H.: Orthostasesyndrom, Kurzmonographie, Sandoz 6. Nürnberg: Sandoz AG,1972
            (7)  Witzleb, W.: moderne Physiologie und Pathophysiologie des venösen Systems. Österr.-deutsch.-schweiz. Kongr. F.Balneol., Med.
               Klimatol. U. Physikal. Med., Salzburg, 13.– 16.10.1974
            (8)  Dupuis, H.: Rieck, A.: Orthopädische Beanspruchung bei Arbeit im Stehen. Sozial- u. Präventivmed. 06-1980, S. 375-380
            (9)  Haid-Fischer,F,: Haid, H., Venenerkrankungen, Stuttgart: Thieme, 1973
            (10)  Klüken, N.: Klink der Venenkrankheiten der unteren Extremität, Folia Angiologica Suppl. IV, „Praktische Phlebologie“. Berlin:
               Haupt und Koska, 1974, S. 31-56
            (11)  Arbeitsstättenverordnung (v.12.8.2004) § 3 Abs. 1 i. V. m den Ziffern 1.2, 3.1 und 1.5 des Anhangs
            (12)  Betriebssicherheitsverordnung (v. 27.9.2002) § 4 Abs. 4
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